Der Teufelskreis: Eine Analyse und Lösungsvorschläge
Luisa Hain
In der zwischenmenschlichen Kommunikation stoßen wir häufig auf Missverständnisse und Konflikte, die schwer zu durchbrechen scheinen. Ein zentrales Konzept zur Erklärung dieser Dynamiken ist der „Teufelskreis“ nach Friedemann Schulz von Thun, einem renommierten Kommunikationspsychologen. In diesem Blogartikel beleuchten wir den Teufelskreis, seine Ursachen und mögliche Wege, diesen zu durchbrechen.
Was ist der Teufelskreis?
Der Teufelskreis beschreibt eine negative Spirale in der Kommunikation, bei der jede Reaktion auf die Aktion des/der anderen die bestehende Problematik verstärkt.
Ein typisches Beispiel: Person A kritisiert Person B. B fühlt sich angegriffen und reagiert defensiv oder aggressiv. Diese Reaktion verstärkt wiederum A’s negative Wahrnehmung von B und führt zu weiterer Kritik. Beide Parteien fühlen sich missverstanden und ungerecht behandelt, was den Konflikt weiter eskalieren lässt.
Mögliche Ursachen eines Teufelskreises
Die Ursachen für einen Teufelskreis sind vielfältig. Er kann beispielsweise durch Missverständnisse, mangelndes Einfühlungsvermögen oder unbewusste Kommunikationsmuster entstehen. Zu bedenken ist dabei, dass unsere Wahrnehmung und Interpretation von Nachrichten immer auch durch vorangegangene Erfahrungen mit unserem Gegenüber oder ähnlichen Situationen mit anderen Personen aus der Vergangenheit, beeinflusst werden. Unsere unbewussten Verhaltensmuster und eine mangelnde Selbstreflexion können ebenfalls potenziell zur Verstärkung des Konflikts beitragen. Je stärker die negativen Emotionen (Ärger, Frustration, Angst) brodeln, desto mehr wird eine rationale, reflektierte Kommunikation erschwert.
Wege aus dem Teufelskreis
Die gute Botschaft ist: Es gibt mehr als nur einen Weg aus dem Teufelskreis! Starten wir mit dem Erkennen des Teufelskreis. Manchmal hilft es schon, überhaupt erst einmal zu erkennen, dass man sich mit einer Person in einem Teufelskreis befindet. Durch Selbstreflektion können wir es schaffen, uns unsere eigene Haltung und unsere Kommunikation bewusst zu machen und diese auch zu hinterfragen. Damit ist die Dynamik in dem System bereits beeinflußt.
Hieraus ergeben sich weitere Ausstiegsmöglichkeiten: Der reframende Ausstieg durch das Betrachten des Verhaltens unseres Gegenübers mit anderen, wertschätzenden Augen. Wir können uns innerlich anders aufstellen und uns entscheiden, anders als bisher zu reagieren. Wir können ausprobieren, unser eigenes Verhalten zu verändern. Wenn wir versuchen, uns in die Gefühle unseres Gegenüber einzufühlen und ihr/ihm empathisch zuzuhören, wird es uns gelingen, Unklarheiten und Missverständnisse aufzulösen. Gleichzeitig fühlt sich unser Gegenüber verstanden und eine wertschätzende, produktive Kommunikation wird wieder möglich. Wichtig ist zudem, die eigenen Gefühle und persönliche Perspektive kund zu tun, um das gegenzeitige Verständnis zu erhöhen. Fruchtet das alles nicht, bleibt nur noch der exekutionale Ausstieg.
Die Möglichkeiten des Ausstiegs aus dem Teufelskreis im Überblick:
- Erkennen des Teufelskreis
- Emotionaler Ausstieg durch sich seiner selbst bewusst werden und innere Alternativen erfinden und erproben
- Reframender Ausstieg, d.h. das Verhalten des Gegenübers mit anderen, wertschätzenden Augen sehen
- Aktionaler Ausstieg durch Erprobung alternativen Verhaltens
- Empathischer Ausstieg durch Einfühlung in die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers
- Exekutionaler Ausstieg durch Verlassen der Konfliktsituation (Abbruch der Beziehung)
Eine besondere Bedeutung kommt der waagerechten Kommunikation zu: Durch empathisches Zuhören und mehr Selbstkundgabe steigen wir in eine wertschätzende Kommunikation ein.
Empathisches Zuhören & Selbstkundgabe als Ausstieg aus dem Teufelskreis
Um den Teufelskreis besser zu verstehen und einen guten Ausstieg zu finden, ist es hilfreich, Schulz von Thuns Modell der „vier Seiten einer Nachricht“ zu nutzen. Denn: Jede Nachricht hat vier Aspekte!
Der Sachinhalt: Was ist der Inhalt der Aussage?
Die Selbstkundgabe: Was sagt der/die Sprecher:in über sich selbst aus?
Der Beziehungshinweis: Wie steht der Sprecher zum/zur Empfänger:in der Nachricht?
Der Appell: Was soll der/die Empfänger:in tun?
Im Kontext des Teufelskreises liegt häufig ein Missverständnis darin, dass Sender:in und Empfänger:in unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Wie genau das Modell anzuwenden ist, erzählen wir Euch in einem unser folgenden Blog-Artikel.
Fazit
Der Teufelskreis nach Schulz von Thun verdeutlicht, wie leicht Kommunikation in eine negative Spirale geraten kann. Durch bewusste Reflexion, empathisches Zuhören und klare Kommunikation, die alle 4 Seiten einer Botschaft deutlich macht, können wir jedoch lernen, diese Spiralen zu erkennen und zu durchbrechen.